Ich bin seit knapp 3 Wochen hier im voll Lebensfreude sprühenden Costa Rica in meiner liebevollen Gastfamilie. Genauer gesagt bin ich in Santa Ana, einer Stadt nicht weit von San José, welche die Hauptstadt von Costa Rica ist. Ich gehe jeden Tag in die Franz Liszt Schule in Santa Ana, welche eine Privatschule ist. Vor vielen Jahren war hier nur ein Kindergarten. Mittlerweile gibt es eine Vorschule, eine Grundschule und eine weiterführende Schule, welche bis zur 12. Klasse geht.
Schulsituation:
Das Schulgebäude an sich ist nicht so groß, wie man es vielleicht von deutschen Schulen gewohnt ist, auch die Klassenzimmer sind vergleichsweise klein. Toll ist, dass das Schulgebäude sehr offen und freundlich gestaltet ist, sodass viel Sonnenlicht ins Gebäude dringt und man sich in den Klassenräumen sehr wohl fühlt. Was ich auch positiv finde ist, dass darauf geachtet wird, dass nur wenige Schülerinnen und Schüler in einer Klasse sind (maximal 20 Schülerinnen und Schüler).
Die Schule legt, ihrem Namensgeber in Ehren, sehr viel wert auf ihr musikalisches Profil und auf die Deutsche Sprache. Jede Schülerin und jeder Schüler erlernt ein Musikinstrument an der Schule oder geht in den Chor. Der Unterricht beginnt um 7:30 Uhr und geht meistens bis 15:00 Uhr, am Nachmittag haben die Schülerinnen und Schüler Chor oder Orchester bis um 16:00 Uhr. Schon in der Vorschule wird trilingual gearbeitet (Deutsch, Englisch und Spanisch). Ich finde es sehr löblich und hilfreich für die Schüler, dass es viele muttersprachliche Lehrkräfte gibt. Sowohl für Deutsch, als auch für Englisch und Spanisch. Daraus ergibt sich, dass auch mehre deutsche Lehrerinnen hier sind. Sie leben teilweise schon sehr lange in Costa Rica und unterrichten auch schon einige Zeit an der Franz Liszt Schule.
Meine Aufgaben an der Franz-Liszt-Schule:
Ich studiere in München Lehramt auf Mittelschule, daher begleite ich hauptsächlich die Lehrer in den höheren Klassen. Ich hospitiere im Unterricht, helfe bei der Unterrichtsvorbereitung und der Korrektur, manchmal übernehme ich auch den Unterricht in kleinen Schülergruppen. So helfe ich vor allem den Schülerinnen und Schülern in der 11. und 12. Klasse in Deutsch. Da ich in kleinen Schülergruppen selbst unterrichte, fördert dies das Verhältnis zwischen mir und den Schülerinnen und Schülern. Ich finde es gut, auf jede Schülerin und jeden Schüler eingehen zu können und ihnen bei Fragen oder Problemen hilfreich beiseite stehen zu können. Ich habe generell das Gefühl, dass mir das Praktikum in meinen Erfahrungswerten und dem praktischen Umgang mit Schülern im Unterricht geholfen hat und ich in meinen pädagogischen Fähigkeiten einen großen Sprung machen konnte.
Auch das Lehrerkollegium hat mich sehr freundlich aufgenommen. Es interessiert sie, viel über mich und über Deutschland und das deutsche Schulsystem zu erfahren.
Organisatorisches:
Ich habe mich um das Praktikum beim BLLV (Bayrischer Lehrerinnen und Lehrer Verband) beworben. Der BLLV bietet zahlreiche Praktika in vielen verschiedenen Ländern an, und das für ein paar Wochen bis hin zu ein paar Monaten.
Als ich den Praktikumsplatz an der Franz Liszt Schule sicher hatte, erhielt ich die weiteren Kontaktdaten einer Lehrkraft. Die Korrespondenz per E-Mail funktionierte einwandfrei, ich erhielt immer schnell eine Rückmeldung. Wenn ich mit der Lehrerin in Kontakt trat, geschah dies auf Spanisch. Als ich hier ankam, erfuhr ich, dass sie auch sehr gut Deutsch und Englisch spricht. Die Lehrerin vermittelte mir auch meine Gastfamilie. Das Haus der Gastfamilie ist ca. 30 Minuten zu Fuß von der Schule entfernt. Das Grundstück und das Haus der Familie ist sehr großzügig, ich habe glücklicherweise auch ein eigenes Zimmer. Ich fühle mich hier sicher und auch die Gastfamilie ist sehr um meine Sicherheit und mein Wohlbefinden bemüht. Am Wochenende mache ich oft Ausflüge mit meiner Gastfamilie oder auch mit Lehrerinnen und Lehrern aus der Schule. So habe ich beispielsweise schon San José besichtigt und war schon am Strand in Esterillos, an der Pazifikküste.
Ich habe zu Beginn an den BLLV 650€ gezahlt, davon ist einiges an die Schule und die Gastfamilie gegangen. Des weiteren habe ich noch meine Flüge für insgesamt 800€ gezahlt. Insgesamt halten sich somit die Kosten für ein solches Auslandspraktikum relativ gering.
Die Gastfamilie kümmert sich um das Frühstück und das Abendessen, für das Mittagessen sorgt die Schule, da der Unterricht eben bis 16:00 Uhr geht. Zu Essen gibt es reichlich und es schmeckt alles sehr lecker. An zusätzlichen Kosten habe ich nur Einkäufe für mich und die Gebühren für Ausflüge (Preise sind hier vergleichbar mit den deutschen). Gezahlt wird in Costa Rica mit Collón, weshalb man am Anfang auf Grund der Umrechnung die Preise schwierig einschätzen kann. Nach einiger Zeit kommt man aber auch mit den höheren Beträgen zurecht.
Der Amerikanische Dollar wird hier aber genauso akzeptiert, welcher im Kurs nicht so stark vom Euro abweicht.
Infrastruktur und öffentliche Verkehrsmittel:
Die Infrastruktur und die medizinische Versorgung hier vor Ort ist sehr gut. Bereits bevor das Corona-Virus hier ausgebrochen ist, wurde im Januar ein Notfall-Plan für die Situation aufgestellt, wenn sich hier das Virus exponentiell verbreiten sollte.
Das Busnetz ist hier sehr kompliziert und leider auch schlecht organisiert. Busse fahren oft zu anderen Zeiten beziehungsweise überhaupt nicht. Am einfachsten und sichersten ist es mit dem Unternehmen Uber voranzukommen, welches in der letzten Zeit einen großen Erfolg auf dem gesamten Globus erzielt hat. Zudem ist es günstiger als ein Taxi und nicht viel teurer als eine Bus-Fahrt.
Wenn man länger als 3 Monate hier ist, benötigt man ein Visum. Dies hat mich aber nicht betroffen, da mein Praktikum 8 Wochen lang hätte gehen sollen. Außerdem würde ein Visum benötigt, wenn man über die USA fliegt (ich bin jedoch über Kolumbien geflogen, wo ein solches für den Transit nicht benötigt wird).
En conclusión:
Bei der Franz Liszt Schule handelt es sich um eine sehr gut ausgestattete Schule mit kompetenten Lehrkräften und einem guten Bildungs-Niveau. Das Schulkonzept ist fortschrittlich und der Schulstoff wird interessant und anschaulich vermittelt.
Abschließend kann ich sagen, dass das Praktikum für mich bisher eine unvergessliche Erfahrung war und ich schon Vieles über das Land und die Leute gelernt habe, aber auch über mich selbst. Ich kann es nur jedem empfehlen, ein solches Auslands-Praktikum zu machen.
Laura K.