Indonesien

Selamat datang di Manado!

Erste Eindrücke

Ein typischer Tag an der SMA Negeri 1 Manado beginnt um 7 Uhr morgens. Ich fahre meistens mit dem stellvertretenden Schulleiter zur Schule, bei dem ich auch während meines Praktikums wohne. Dort habe ich ein relativ großes Zimmer mit eigenem Bad und mir fehlt auch sonst eigentlich an nichts, da Wayan und seine Frau wahnsinnig gastfreundlich und großzügig sind. Wie alle Indonesier/-innen im Allgemeinen. Auch in der Schule bekomme ich dies tagtäglich zu spüren, da man dort als Ausländer, vor allem als Deutsche/r, denn die Indonesier/-innen lieben die deutsche Kultur, Sprache und das deutsche Aussehen, immer im Mittelpunkt steht. Jeder spricht mich an, bietet mir leckere einheimische Spezialitäten an und will einfach nur, dass ich mich wohl fühle. Ich darf auch oft im Büro des Schulleiters, der sich auch immer sehr um mich sorgt, mit diesem oder Wayan oder den Deutschlehrerinnen (Linda und Pingkan) zu Mittag essen. 

Wayan

SMA Negeri 1 Manado

SMA 1 Manado

Vor dem Unterricht wird noch gebetet und die indonesische Nationalhymne gesungen. Die Schüler/-innen und die Lehrer/-innen hier tragen alle Schuluniformen, die zum Teil eine spezielle Bedeutung haben. Da es sich bei der SMA 1 Manado um eine staatliche Schule handelt, sind trotz des eher kleinen Schulgebäudes bzw. -geländes fast 2000 Schüler/-innen an der Schule. Aus diesem Grund sind auch die Klassen relativ groß, was verglichen mit Deutschland manchmal sehr anstrengend sein kann. Ebenso ist für mich die Tatsache ungewohnt, dass in Indonesien Pünktlichkeit keine sehr große Rolle spielt. Man muss sich also sowohl als Lehrkraft, aber auch generell, darauf einstellen, dass man sehr viel wartet. Schulende ist meistens um 2 Uhr und ich fahre dann immer um ca. 3 Uhr mit Wayan nachhause. Freitags auch schon früher. 

Typisches Essen & Essgewohnheiten

Zu Essen gibt es jeden Tag dreimal am Tag ein Reisgericht. Ich frühstücke meistens nicht, da ich es nicht gewohnt bin, morgens eine herzhafte und so stark gewürzte Mahlzeit zu essen, wie z.B. das für Manado berühmte Gericht „Tinutuan“ mit Kürbis, Mais, Reis und Nudeln, das hier als Frühstücksgericht gilt. Man muss auch lernen, von Anfang an seine Grenze zu setzen, denn es wird einem rund um die Uhr Essen angeboten und dauert lange, bis ein „Nein“ oder „Tidak“ — wie es auf Indonesisch heißt — akzeptiert wird. Allerdings macht es meistens Spaß, neue Gerichte oder Obstsorten (z.B. Manggis oder Rambutan) zu probieren. Insgesamt essen Indonesier sehr viel, sehr süß und sehr scharf. In Manado gibt es sogar eine für die Stadt typische Chilisoße („dabu-dabu“). Wer allerdings ab und an trotzdem Heimweh nach westlichem Essen bekommt, der ist auf Sulawesi genau richtig. Da die Insel lange eine niederländische Kolonie gewesen ist, kann man — z.B. durch Fast Food-Ketten, wie Starbucks, Dunkin’ Donuts, Pizza Hut, KFC — den westlichen Einfluss sehen. 

Pizza Hut mit Linda, Pingkan und zwei anderen Angestellten der Schule

Religion & Toleranz

God Bless-Park

Dies hat sich allerdings nicht nur auf das Kulinarische der Stadt ausgewirkt, sondern auch auf den Glauben. Manado wird als sogenannte „Toleranzstadt“ bezeichnet, was bedeutet, dass alle Religionen hier akzeptiert und ausgelebt werden. Die Mehrzahl gehört zwar dem christlichen bzw. islamischen Glauben an, allerdings gibt es auch ein paar Hinduisten. So auch meine Gastfamilie, die Vorfahren aus Bali hat und deshalb zweimal im Monat — nämlich zu Vollmond und Neumond — an einer Zeremonie in einem hinduistischen Tempel hier in Manado teilnimmt. Ich durfte bereits am letzten Vollmond dabei sein und lernte somit eine völlig neue Art von „Gottesdienst“ kennen. Es wurden Opfergaben in Form von Früchten dargebracht und mit heiligem Wasser die Köpfe der Gläubigen bespritzt. Außerdem klebt man sich während der Zeremonie Reiskörner an die Stirn, den Hals und auf den Haaransatz und steckt sich Blumen ins Haar.

Opfergaben
Hinduistischer Tempel

Außergewöhnliche Erfahrungen wie diese sind für Europäer nicht selten in einem südöstlichen Land wie Indonesien, da das Leben hier einfach absolut nicht vergleichbar ist mit dem Leben in Deutschland. Allerdings habe ich den Eindruck bekommen, dass — befreit von all dem Luxus und der Oberflächlichkeit der westlichen Welt — es sich in mancher Hinsicht auch leichter lebt.