Die erste Woche meines zweimonatigen Abenteuers ist bereits schon an mir vorbei geflogen! Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass ich endlich in Lettland angekommen bin.
Völlig erschöpft kam ich letzten Freitag in meiner internationalen (7 verschiedene Nationalitäten!) WG in Rūjiena an. Die „volunteers“ aus der ganzen Welt und ich leben im Kulturhaus der Stadt, welches ganz zentral im Ort zu finden ist. Die ersten Tage musste ich mich echt an den vielen Trubel gewöhnen, aber ich glaube genau das macht dieses Projekt besonders! Es hat mich sehr gefreut, dass mir Maruta, meine super nette Ansprechpartnerin und langjährige Englischlehrerin an der Secondary School, an meinem ersten Wochenende in Ruijena eine Tour durch die kleine (um die 2.800 Einwohner) aber feine Stadt im Norden Lettlands (liegt ganz nah an der estländischen Grenze) anbot. Sie erklärte mir nicht nur historische Hintergründe der Gemeinde, sondern erzählte mir beispielsweise auch Anekdoten zu den in der Stadt verteilten Statuen. Der damalige Einfluss der Sowjetunion nach dem 2. Weltkrieg sowie die Unabhängigkeitsbewegung der baltischen Staaten wie Lettland, Estland oder Litauen prägen die Stadt bis heute. Viele Häuser sehen verlassen und „shabby“ aus, wie es Maruta nennt. Die dort lebenden Leute verdienen meist kaum mehr als 300 – 400€ pro Monat. Das Geld reicht zum Überleben, aber nicht für Besuche im Restaurant oder Shoppingausflüge nach Riga. Deshalb besitzt Rujiena auch nur zwei kleinere Cafes, die in den Wintermonaten kaum besucht werden. Maruta erklärte mir außerdem, dass es hier nicht üblich ist, einen (Sonntags-)Spaziergang zu machen oder mit dem Hund rauszugehen. Jeder lebt hier für sich, so scheint es mir.
Nichtsdestotrotz hat Rujiena einiges zu bieten! Vor allem kulturell. Ich lebe praktisch über dem kulturellen Angelpunkt der Stadt. Häufig finden dort Veranstaltungen wie Tanzabende oder Konzerte am Wochenende statt. Ich konnte einer bekannten Rockband Lettlands (gewann einmal den lettischen X-Factor) lauschen, die dort öfter probt. Einen lettischen Tanzabend habe ich gestern ebenso erleben dürfen! Wirklich toll zu sehen, wie sehr die alten Traditionen auch von der jüngeren Generation weitergeführt werden.
Meine erste Schulwoche begann mit vielen tollen Begegnungen mit den lettischen (meist nur) Lehrerinnen. Aiga, eine Art Assistentin des Schuldirektors, nahm sich viel Zeit, um mir die beiden Schulgebäude zu zeigen. Die Klassen 1-3 werden nämlich in einem anderen Gebäude unterrichtet, das knappe 5 Minuten mit dem Auto vom „Haupt-„Schulgebäude entfernt liegt. Gemeinsam bilden sie die Rujiena Secondary school und haben denselben Direktor. Ich fühlte mich gleich sehr willkommen und war begeistert von der Freundlichkeit der Lehrer*innen. Maruta, Aiga und Nelda (stellvertretende Direktorin) setzten sich am ersten Tag mit mir zusammen und organisierten meinen Stundenplan. Dabei gingen sie immer wieder auf meine Wünsche und Interessen ein und boten mir viele Möglichkeiten als angehende Lehrerin im Schulalltag mitzuwirken. Neben vielen Hospitation in den verschiedensten Klassen (z.B. auch Russisch oder Physik), durfte ich schon am zweiten Tag für eine sehr junge Lehrerin im Fach „social studies“ einer 4. Klasse ganz spontan einspringen. Nächste Woche werde ich sogar einige ihrer Stunden komplett übernehmen und auch höhere Klassen (habe Grundschullehramt studiert) unterrichten, da sie nicht da ist. Es ist wirklich toll, wie sehr ich schon nach einer Woche in das Schulleben aber auch das Gemeindeleben eingebunden werde! Die Leiterin der lokalen Volksschule hat mich zudem gebeten, einen Englischkurs für Erwachsene, die ihre bereits vorhandenen Englischkenntnisse verbessern möchten, zu halten. Die folgende Woche ist also vollgepackt mit zu haltenden Stunden und anderen Aktivitäten wie meinem wöchentlichen Lettischkurs oder Zumba im Nachbarort. Ein Trip nach Riga mit einer sehr lieben WGlerin aus Dänemark ist außerdem in Planung. Ich freue mich darauf!