Nachdem ich mein erstes Staatsexamen in der Tasche hatte, sah ich es als tolle Möglichkeit an, mich vor dem Antritt des Referendariats einer weiteren Herausforderung zu stellen. So hieß es für mich “ciao Unileben” und rein in ein neues Abenteuer fernab der europäischen Heimat. Meine neue Wahlheimat sollte nun Costa Rica sein. Mit nur knapp fünf Millionen Einwohnern stellt es auf dem lateinamerikanischen Kontinent ein relativ kleines Land dar.
Umso bemerkenswerter, dass sich in der kleinen Gemeinde Santa Ana gleich zwei Gesamtschulen finden, die Deutschunterricht anbieten.
Ich absolvierte mein achtwöchiges Praktikum an der deutschen Privatschule Franz-Liszt, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat rund 300 Schülern zwischen drei bis 18 Jahren die deutsche Sprache näherzubringen.
Als der 1. Schultag anstand und ich noch nicht einmal mit einem Fuß die Schule betreten hatte, bat man mich direkt eine krank gewordene Kollegin zu vertreten. Gesagt getan. Ich freute mich darüber eigenverantwortlich zu arbeiten, war neugierig auf die Schüler und deren Niveau. Doch Ernüchterung stellte sich schnell ein, denn nach nur wenigen Minuten konnte ich feststellen, dass hier eine ganz andere Sitten als in deutschen Klassenzimmern herrschen und dass Chaos die meisten Klassenzimmer an der Franz-Liszt eingenommen hat. Die ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten stellte sich daher als Kunst für sich heraus. Disziplin scheint für die meisten Kinder wohl ein Fremdwort zu sein. So musste ich mich erst einmal an die Lautstärke und die Unruhe gewöhnen. Aber nicht verzagen. Dies gehört hier zum alltäglichen Schulwahnsinn dazu und dies zu ändern erscheint mir aufgrund kaum vorhandener Regeln und disziplinarischer Maßnahmen schwierig. Versuche dies einfach als gute Vorbereitung auf das Ref anzusehen. Trotz alledem hat sich die Lebensfreude auch auf mich übertragen
Mit durchschnittlich sechs Unterrichtsstunden (Deutsch und Mathe) täglich, bei denen du einzelne Sequenzen übernehmen darfst oder aber auch das Angebot erhältst eine Doppelstunde komplett zu übernehmen, hast du während dieses Praktikums auf alle Fälle die Möglichkeit, dich auszuprobieren und Unterrichtserfahrung zu sammeln. Das Kollegium der Schule ist super nett und hat mich offen in Empfang genommen. Bereits nach kurzer Zeit hat man mich zu Aktivitäten eingeladen, sodass ich auch über den Schulalltag hinaus Einblick in das Leben vor Ort und die Leute gewinnen konnte.
Während meines Paktikums hatte ich ungewöhnlich viel Zeit für mich, was nach dem Examensmarathon wirklich gut tat. Noch dazu hast du so die Möglichkeit dich nach einem anstrengenden Unterrichtstag und eventuellen frustrierenden Ereignissen zu erholen. Dabei verbrachte ich viel Zeit mit meinen Gasteltern, mit der ich mich wirklich glücklich schätzen könnte, weil sie mich wie ein Teil der Familie betrachteten. Beinahe täglich kochte ich mit meiner Gastmutter, aßen zusammen , tauschten uns bei einer Tasse Tee aus und gingen auch einmal gemeinsam ins Kino.
Ich würde das Praktikum an der Franz-List Schule jederzeit wieder machen, weil ich viele tolle und bereichernde Erfahrungen sammeln konnte. Jetzt freue ich mich darauf in einer zweiwöchigen Rundreise noch mehr von Costa Ricas Schönheit zu entdecken.
Pura Vida!
Teresa