– Aus dem Sueden Chiles –
Wir sind mittlerweile schon in der dritten von acht Wochen angekommen. Jeden Morgen werden wir um 8:00 Uhr von einer Lehrerin zur Schule mitgenommen. Um 8:45 beginnt der Unterricht. Die Schueler kommen mit dem Schulbus zur Schule und betreten diese alle vom Osteingang aus (das hat wohl etwas mit dem Mapuche-Glauben zu tun).
Jeden Morgen begruessen wir alle Schueler in der Eingangshalle mit einem Kuss auf die Backe, bevor sie in die Mensa gehen, um dort ein kleines Fruehstueck zu bekommen. In den einzelnen Klassen gibt es zu Beginn des Unterrichts eine Art Morgengebet auf Mapudungun, der Sprache der Mapuche, zu dem alle Schueler und Lehrer Richtung Osten schauen, waehrend es ein Schueler vorspricht. Die meisten Stunden sind Doppelstunden (90 min), weshalb nach jeder Doppelstunde (8:45-10:15, 10:30-12:00, 13:00-14:30, 14:45-16:15) eine Pause folgt, in der die Kinder einen kleinen Snack/Mittagessen bekommen. Einen Gong, wie wir ihn aus Deutschland kennen, gibt es hier nicht, stattdessen wird das Ende einer Pause mit einem Horn (was wohl mit der Mapuche-Kultur zusammenhaengt) angekuendigt.
Abgesehen von den letzten beiden Klassen 7 und 8 sind alles Kombiklassen (1.+2., 3.+4., 5.+6.).
Jede Klasse hat eine/n Klassenlehrer/in, der/die die Klasse auch in den meisten Faechern unterrichtet. Neben den Klassenlehrern gibt es noch eine Art “Hilfslehrkraft”, die in verschiedenen Klassen eine zusaetzliche Unterstuetzung fuer die Lehrkraft darstellt. Ausserdem gibt es zwei Integrationslehrerinnen mit eigenem Buero, die Schueler, die besonders gefoerdert werden muessen, einzeln betreuen. Da die Schule nur sehr minimalistisch mit didaktischem Lehr- und Lernmaterial ausgestattet ist, fertigen diese Integrationslehrerinnen zudem selbstgebasteltes Material fuer den Unterricht an.
Auffallend ist, dass die Schueler in den Pausen sehr aktiv sind, viel spielen und herumrennen, was stark jahrgangsstufenuebergreifend geschieht. Der Zusammenhalt unter den Schuelern scheint sehr eng zu sein, denn man sieht auch haeufig Schueler aus der 7. und 8. Klasse, die den Schuelern aus der 1. und 2. Klasse helfen. Auch die Lehrer gehen alle sehr herzlich mit den Schuelern um: es wird viel umarmt und ueber den Kopf gestreichelt. Am Ende eines Schultages fuehrt die Lehrkraft die Schueler zum Suedausgang der Schule, wo sie von ihr einzeln mit “Peokajal” (“Tschuess” auf Mapudungun) und einem Kuss auf die Wange verabschiedet werden.
Montags und Dienstags ist die Englischlehrerin an der Schule, die wir in alle Stunden begleiten, um den Kindern moeglichst kreativ und spielerisch diese Sprache nahe zu bringen. Da die Klassenzimmer sehr einfach gehalten sind (s. Foto), ist es eine Herausforderung den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten.
Jeden Dienstag gibt es nach der Schulschluss noch eine Lehrerkonferenz, der alle zwei Wochen eine Dame der Regierung beisitzt. Es wird vor allem besprochen, wie das Niveau der Schule, das scheinbar zu niedrig ist, gehoben werden kann.
Mittlerweile kennen uns alle Schueler und wenn wir im Unterricht sind, hoeren wir von ihnen ununterbrochen “Tía Laura! Tía Franzi! Lamgen Laura! Lamgen Franzi!”. Nachdem wir dank der suedamerikanischen Gemuetlichkeit nach 3 Wochen endlich unseren Stundenplan erhalten haben, kehrt langsam aber sicher ein gewisser Rhythmus in unseren Schulalltag ein. Dadurch wird es auch einfacher, die Lehrer noch gezielter, u.a. auch mit dem Herstellen von Material, unterstuetzen zu koennen.
Eure Laura & Franzi