Indonesien

Militaerischer Drill im Dschungel

Nach einer 22 Stunden langen Anreise bin ich am Montag, den 05. Februar 2024 endlich an meiner Praktikumsschule, der SMA Taruna Nusantara in Magelang angekommen. Bereits am Flughafen wurde ich sehr herzlich von meinem Betreuungslehrer Herrn Rizky in Schuluniform empfangen. Unser erstes gemeinsames Mittagessen mit Reis und Haehnchen war natuerlich ein Muss! Danach durfte ich mich in meiner Unterkunft, dem Gaestehaus der Schule, ein bisschen ausruhen, bevor es Abends von 19 bis 21 Uhr bereits in den ersten Unterricht ging und ich die ersten indonesischen Schueler kennenlernen durfte.

Meine Praktikumsschule ist eine private Highschool als Internat. Die Schule unterrichtet die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12. Pro Jahrgangsstufe sind es ca. 330 Schuelerinnen und Schueler. Besonderer Wert wird auf die militaerische Erziehung, die Ausuebung der jeweiligen Religion und die sportlichen Aktvitaeten gelegt. Da die meisten hier Muslime sind, dominiert die Religion des Islams. Aber auch andere Religionen wie Christen, Katholiken, Hindus und Buddisten sind an meiner Schule vertreten. Gegenseitiger Respekt und Akzeptanz der unterschiedlichen Religionen inklusive ihrer Rituale ist hier eine besondere Grundvoraussetzung!

Bereits am naechsten Morgen stand ich um 4.30 Uhr senkrecht im Bett, weil direkt neben meinem Fenster eine Trompetenfanfare aus dem Lautsprecher ertoente. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe, ist das das Wecksignal fuer die komplette Schule. Von 5 bis 6 Uhr machen die Schueler Morgensport und von 6 bis 6.30 Uhr gibt es Fruehstueck. Ab 6.30 Uhr stellen die Schueler sich zum Marsch zur Schule auf und marschieren direkt vor meinem Gaestehaus vorbei zum Treffpunkt in der Schule namens Balairung. Es ist sehr beeindruckend, so viele Schueler in gleicher Uniform und gleichem Rythmus zur Schule marschieren zu sehen. Am Anfang hatte ich grosse Probleme die Schueler auseinander zu halten, da fuer mich alle gleich aussahen. Alle Schueler tragen die gleiche Schuluniform, den gleichen Schulranzen, die gleiche Frisur, die gleichen Socken und die gleichen Schuhe.

Um 7 Uhr beginnt offiziell der Unterricht mit einem Appell fuer die gesamte Schule. Hierzu stellen sich die Schueler geordnet nach Jungs und Maedchen und Jahrgangsstufen in Reih und Glied auf. Alle mit dem Blick zur Fahne gerichtet. Es werden Bitten, Gebete und wichtige Informationen fuer die Schueler und Lehrer vorgetragen. Jeder Appell wird musikalisch mit Marschmusik unterlegt und fast immer wird die indonesische Nationalhymne gesungen. Je nach Tag und Anlass dauert so ein Appell zwischen 15 und 60 Minuten. Danach geht’s in die Klassenzimmer und der Unterricht geht wirklich los.

Der Unterricht geht montags bis samstags von 7 bis 13:45 Uhr, also von der ersten bis zur achten Stunde. Nur am Freitag endet der Unterricht bereits um 11:15 Uhr, weil freitags um 12 Uhr das wichtigste Gebet der Woche fuer die Muslime ist. Waehrend die Muslime ihr Freitagsgebet machen, gibt es fuer die restlichen Religionen kleine Andachten, damit diese auch beschaeftigt sind und einen Ausgleich haben.
Nachmittags finden von ca. 15 bis 17:30 Uhr verschiedenste Aktivitaeten statt, wie z.B. Volleyball, Leichtathletik, Basketball, Karate, Schulchor/ -band etc. Abends gibt es um 18:30 Uhr Abendessen. Von 19 bis 21 Uhr werden von Sonntag bis Freitag Hausaufgaben gemacht und gelernt. Nach dem Abendappell um 21 Uhr geht es dann ins Bett fuer die Schuelerinnen und Schueler.

So verging Tag um Tag und es ist jeden Tag so viel passiert. Ich habe mit der Zeit immer besser die verschiedenen Signale, Appelle und Rituale verstanden und dazugelernt, was an dieser doch sehr speziellen Schule ueblich ist.
– Zum Beispiel salutieren die Schueler auf dem kompletten Schulgelaende, sobald eine hoehergestellte Person an ihnen vorbeilaeuft. Ich werde von den Schuelern mit „Guten Tag, Frau“ angesprochen waehrend die rechte Hand zur Stirn gefuert wird. Auch vor und nach jeder Unterrichtsstunde wird die Lehrkraft mit einer „Begruessungsformel“ begruest und verabschiedet. Hierzu beugen sich die Schueler mit dem Kopf nach vorne und fuehren die rechte Hand des Lehrers mit der eigenen rechten Hand zur Stirn des Schuelers und anschliessend zum Herzen. Dies ist ein Zeichen des Respekts gegenueber den Lehrkraeften, denn in Indonesien sind die Lehrerinnen und Lehrer absolute Respektspersonen.
– Ein weiteres Beispiel ist die Gelassenheit der Lehrkraefte. Das eine Lehrkraft mal bis zu einer halben Stunde zu spaet in den Unterricht kommt oder gar nicht erscheint ist hier scheinbar ganz normal.
– In manchen Klassenzimmern wird nur barfuss unterrichtet. Alle Personen, die diesen Raum betreten, so z.B. das Deutsch-Klassenzimmer, muessen die Schuhe vor dem Raum in ein Schuhregal stellen.

Nach 4 Wochen, Halbzeit, in Indonesien kann ich nur sagen, dass ich sehr dankbar bin fuer die bisher sehr tolle Zeit hier in Indonesien mit vielen neuen Einblicken in ein anderes Schulsystem und eine neue Kultur! Ich hoffe ich darf noch viele weitere einzigartige Erlebnisse mitnehmen!
Danke, dass ich diese einzigarte Moeglichkeit ergreifen darf!

Bis bald und ganz liebe Gruesse aus Indonesien aus Magelang von der SMA Taruna Nusantara,

Carolin