Für mein Praktikum bin ich nach Ruanda geflogen. Ruanda ist ein kleines Land in Ostafrika, das gerade mal ein Drittel der Fläche von Bayern hat. Dort bin wohne ich in Musha, einem kleinen Dorf, im nirgendwo von Ruanda. Um euch einen besseren Einblick in das Leben hier zu geben, möchte ich einen ganz normalen Tag hier schildern.
Normalerweise werde ich jeden Morgen um sechs Uhr durch die Sonne, das Krähen der Hähne oder das Bellen der Hunde geweckt. Nachdem ich mich für die Schule fertig gemacht habe, geht es zu Mama zum Frühstück. Mama ist sehr herzlich und kocht für die anderen Freiwilligen und mich hier an der Schule.
Um acht Uhr beginnt dann der Unterricht an der Ecole Technique Saint Kizito (kurz: ETSK). Die Schule, ein Internat, wird momentan von ungefähr 300 Jugendlichen in drei Jahrgangsstufen besucht. Sie spezialisieren sich entweder auf Computer Systems, Construction oder Culinary Arts (Hauswirtschaft). Der Unterricht findet in allen Fächern auf Englisch statt.
Karla, eine Freiwillige aus den USA, und ich assistieren beim Englischunterricht und übernehmen, meist sehr spontan, auch Teile des Unterrichts. Der Englischlehrer teilt uns oft auf dem Weg zum Klassenzimmer mit was heute das Thema der Stunde sein wird. Während der Stunde kommt er dann zu uns, drückt uns die Kreide in die Hand, und erklärt uns, dass wir jetzt weiter machen sollen. Am Anfang hat mich das überfordert, aber mit der Zeit wird man immer sicherer darin auch spontan zu unterrichten. Eigentlich vergeht keine Stunde in der wir nicht auch vor der Klasse stehen. Das ist wirklich super, denn man kann sehr viel Praxiserfahrung sammeln.
Der Unterricht ist, leider, fast nur Frontalunterricht. Der Lehrer erklärt, schreibt es an die Tafel und die Schüler übertragen es in ihre Hefte. Obwohl die Schule mittlerweile um einiges besser ausgestattet ist, und zum Beispiel auch eine kleine Bücherei hat, haben die Jugendlichen keine Schulbücher, sondern lediglich ein Heft in das sie alles notieren. Die Klassenzimmer sind auch einfach, und beinhaltet neben einer großen Tafel, nur die Schulbänke.
Zwei Mal die Woche unterrichten Karla und ich eine Förderklasse, für Schüler die Probleme mit Englisch haben. Wir versuchen diese Stunde schülerzentrierter zu gestalten, zum Beispiel durch Laufdiktate, viele Sprechübungen, Spiele… Zu Beginn fällt es den Jugendlichen noch etwas schwer, aber man merkt, dass es ihnen so viel mehr Spaß macht und sie auch motivierter als im normalen Unterricht sind.
Wenn nachmittags kein Englischunterricht ist, besuche ich die Kinder im Hameau des Jeunes, das Waisendorf, das direkt neben der Schule ist. Dort leben ungefähr 120 Kinder im Alter von zwei bis 19 Jahren, und werden von Ordensbrüdern und -schwestern betreut. Meistens spiele ich draußen mit den Kindern, und sie freuen sich immer sehr, wenn sie einen sehen.
Vor dem Abendessen treffe ich mich oft mit den anderen beiden Freiwilligen aus den USA bei Theo. Er betreibt einen kleinen Laden und eine Bar, die auch zum Hameau gehören. Um acht Uhr gibt es Abendessen bei Mama. Egal was sie kocht, es schmeckt einfach immer sehr gut, und wir werden sehr von ihr verwöhnt. So gibt es immer Suppe, Salat, eine Hauptspeise und dann noch Obst als Nachspeise.
Insgesamt gefällt es mir in Ruanda sehr gut. Die Landschaft hier ist idyllisch, grün und hüglig, und alle sind sehr freundlich zu mir. Ich kann es jedem nur empfehlen hierher zu kommen.