Nun befinde ich mich seit mittlerweile fast fünf Wochen auf dieser Reise… in dieser unglaublichen Umgebung… auf diesem Abenteuer!
Dadurch, dass ich alleine hier bin, ist mir anfangs Vieles sicherlich schwer gefallen und allein ein deutschsprachiger Ansprechpartner bei Sorgen und Nöten wäre besonders in den ersten Tagen bestimmt von Vorteil für mich gewesen. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass mir gerade diese Erfahrung hilft, einiges über mich selbst zu erfahren, aber auch noch intensiver die Menschen hier kennen zu lernen. Alle sorgen ganz wunderbar für mich und sind sagenhaft freundlich und einfach immer hilfsbereit! Egal ob SIM-Karte, Mückenmittel, über Zuhause quatschen, Neues über SchülerInnen und den Schulaufbau erfahren, jeden Tag neue Leute vorgestellt bekommen oder abends auch einfach mal zusammen mit einem Pappbecher Rotwein „Gilmore Girls“ ansehen und auf der Coach entspannen, GANZ EGAL: die Ghana-Crew, allen voran Sir Godwin und Madame Rose, ist einfach immer für einen da und das hilft wirklich enorm gegen jede Art von Heim-/Fernweh oder Vermissen jeglicher Menschen und Gepflogenheiten von Daheim!
Schon bei meiner Ankunft am Flughafen in Ghana’s Hauptstadt Accra und der darauffolgenden Fahrt durchs Landesinnere zu unserem Haus in Sega, sind mir die wunderbaren Kleider in ganz vielen bunten Farben aufgefallen und wie fantastisch sie zusammen mit den großen Lächeln der Einheimischen harmonieren! Allein dieser Moment lässt einen in eine andere Welt eintauchen und man muss gleich mit ihnen um die Wette strahlen.
Im Haus angekommen musste ich mich erstmal damit arrangieren, dass das Leben hier (und sei es auch nur für einige Wochen) teilweise natürlich eine enorme Umstellung und Anpassung bedeutet. Vom Verzicht auf meinen heißgeliebten Kaffee mal ganz abgesehen, fühle ich mich nahezu immer dreckig und sandig, was zum einen sicherlich an der Hitze, zum anderen aber auch daran liegen mag, dass hier weit und breit keine befestigten Straßen oder Wege, sondern fast nur Sandpisten existieren und diese bei Wind natürlich fröhlich in der Gegend umherwirbeln. Doch das nimmt man wirklich gerne in Kauf, ist dieser Wind doch eine willkommene Chance zur Abkühlung. Da ich aktuell (Anfang Mai bis Ende Juni) in der sog. „rainy season“ hier bin, habe ich noch Glück im Unglück: bei den relativ seltenen, dafür aber sehr starken Regenfällen verwandelt sich der Schulweg und alle weiteren Straßen in ein wahres Schlachtfeld, Unterricht ist aufgrund der Lautstärke des auf das Wellblechdach prasselnden Regens kaum möglich und der Strom verabschiedet sich dann auch oft… dafür kühlt es dabei allerdings wunderbar ab und daher ist es für mich jedes Mal eine große Freude, wenn ich das entfernte Grollen des Donners höre. Letztlich ist das Leben hier sicherlich ab und zu anstrengend für mich, aber dafür überwiegt die wunderbare Erfahrung und das spannende Abenteuer.
Die ersten Schultage an der Anmchara International School waren für mich Chaos pur: da es für die Kids die ersten Tage nach den Ferien waren und somit der 3rd Term startete, war viel Organisation und das große Reinemachen angesagt, bevor dann in der zweiten Woche der reguläre Unterricht begann.
Grundsätzlich wird man hier mit ‚Sir‘ oder ‚Madame‘ angesprochen, wodurch man sich doch gleich mal 50 Jahre älter fühlt, aber auch daran gewöhnte ich mich schnell. Auch die vielen Tiere (eben Ziegen, Schafe, Hühner, manchmal auch Kühe), welche sich auf dem Schulgelände tummeln und immer auf der Suche nach fressbaren Abfällen sind, nimmt man bald gar nicht mehr als besonders wahr. Das blau-pinke Treiben (Schuluniform) auf dem großen Gelände jedoch bereitet mir jeden Tag erneut große Freude! Gleich zu Beginn ist mir der Spirit und die Energie der Lehrkräfte aufgefallen, welche in den meisten Fällen sehr engagiert und hingebungsvoll mit den Kinder arbeiten. Ich selbst bin in der 2. Klasse, welche mit 45 SchülerInnen im Alter von 8 bis 12 Jahren einen richtig bunten Haufen darstellt, welcher nicht zuletzt wegen der enorm großen Leistungsdifferenz innerhalb der Klasse nicht immer leicht zu händeln ist.
Nach diesen letzten Wochen konnte ich in der Schule bereits einiges miterleben: Angefangen bei dem wöchentlichen Gottesdienst (welcher durch den Gesang, das Tanzen und die Energie, die dabei verbreitet wird, eher einer Party gleicht), über diverse Klatsch- und Rhythmusspiele (ja, ich bin in den Genuss gekommen, einige davon zu lernen…) bis hin zum vermeintlich Respektgewinn durch den Einsatz des beliebten „Schlagstocks“.
Aber auch außerhalb der Schule gab es bereits einiges zu sehen, auch wenn ich dadurch, dass ich allein hier bin, nicht besonders viel unternehme, sondern in erster Linie mit den Kindern in der Nachbarschaft lese, spiele oder ihnen bei Hausaufgaben helfe. Dennoch konnte ich mir natürlich den Markt in Kasseh, welcher den Einheimische jeweils dienstags und freitags eine Fülle an Obst, Gemüse, Fisch, Gebäck, Reis, Hülsenfrüchten, Haushaltswaren, Schulartikel, Spielsachen, Süßigkeiten und Stoffen bietet, nicht entgehen lassen. Die Gerüche (mal sehr verlockend, mal eher weniger…), die Gesichter, die Waren, die Damen, welche ganze Verkaufsläden auf ihren Köpfen durch den Tumult balancieren, die engen Wege, die Farben, das Lachen… dieses ganze bunte Treiben war sehr beeindruckend für mich!
Genauso faszinierend war ein Ausflug zum Strand in der Ada-Gegend. Hier mündet der Fluss Volta in den Atlantik und bietet somit eine wunderbare Landschaft, welche von den viele Fischern mit ihren bunten Booten zusätzlich geschmückt wird. Das Flussufer bietet zahlreiche Kokospalmen, feinen weißen Sand, Bambus- und Strohhütten (welche für etwa 10€/Nacht zu mieten sind) , wundervolle Ausblicke auf die zahlreichen Inseln der Ada-Region, Speisen und Getränke und vor allem eine Menge Möglichkeiten zur Entspannung. Dieser Ort lädt dazu ein, die Seele in einer der Hängematten baumeln zu lassen, im Fluss zu schwimmen, lokale Köstlichkeiten zu probieren und Afrika einfach mal in seiner Ruhe und Kraft zu genießen.
Ich war bin diesem kleinen Fleck Erde sehr begeistert, wollte aber natürlich auch das Meer sehen und bin daher über einen dünenähnlichen Sanddamm Richtung Atlantik gewandert, völlig ahnungslos was mich dort erwarten würde… Nicht nur eine extrem stürmische See, was angesichts der vorangegangenen Regenfälle nicht sehr verwunderlich war, sondern vor allem unsagbar viel Plastikmüll haben mir sofort die Sprache verschlagen! Kein Wunder, dass die aufbereiteten „Beaches“ auf der Flussseite liegen und dem Besucher dieser Anblick somit erspart bleiben soll…
Nichtsdestotrotz ist diese Region definitiv einen Besuch wert, allein schon der Fußmarsch (ca. 20 Min.) nach der Anreise (von Sega aus mit dem Taxi je nach Straßen-/Wetterlage etwa 30-45 Min.) zu den Stränden durch kleine Dörfer und deren noch kleinere Gassen lohnt sich, um einen Blick hinter die ghanaischen Kulissen zu gewinnen und dabei sowohl Sonnen-, als auch Schattenseiten zu entdecken.
Auf mich warten nun noch drei weitere Wochen in dieser wunderbaren Umgebung, welche mir jeden Tag einen weitere Grund zum Staunen bietet und daher freue ich mich jetzt schon wieder auf morgen….