Ghana,  Sunyani

Kleine Schritte in einem wunderschönen Projekt in Sunyani – Ghana

Wie ich meine Zeit in Ghana beschreiben soll, weiß ich bis jetzt noch nicht. Ich fange deshalb ganz von Vorne an.  

Im Februar 2023 machte ich mich auf den Weg nach Sunyani in Ghana. Schon bei meinem ersten Zusammentreffen mit meiner Gastfamilie war mir klar, dass meine Zeit dort von Herzlichkeit und Dankbarkeit geprägt sein würde. Ich lebte für zwei Monate bei der Familie des Gründerpaars des Bezaleel Educational Complex, Pia und Emmanuel Yeboah, mit ihren fünf Kindern, Hunden und Hühnern. 

Alle helfen mit – auch bei der Neugestaltung des Schulhofs

Die zwei gründeten ihre deutsch-ghanaische Schule 2019 aus der Motivation heraus, ghanaischen Kindern eine qualitative, gewaltfreie und kindgerechte Bildung zu ermöglichen und sie zudem mit einer ausgewogenen Mahlzeit zu versorgen, was in Ghana leider heute immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. An staatlichen Schulen sitzen teilweise 60 Kinder in einem Klassenraum, werden geschlagen und haben nur einen Tisch, wenn sie diesen selbst mitbringen. Einige Kinder besuchen die Schule hungrig oder gar nicht, da sie wegen des fehlenden Geldes auf den Farmen ihrer Familien als Arbeitskraft benötigt werden. Diesen Umstand erlebte mein Gastvater Emmanuel in seiner eigenen Kindheit, woraus der Wunsch entstand, etwas daran zu verändern. 

Die Geschichte des Bezaleel Educational Complex begann damals im Mietshaus von Pia und Emmanuel, welches aber schnell zu klein wurde, weshalb sie während der landesweiten neunmonatigen Schulschließungen all ihr Erspartes in den Bau eines Schulgebäudes investierten. 


Als ich zum ersten Mal in die Schule kam, wurde ich dort mit einer Selbstverständlichkeit empfangen, die mich heute noch berührt. Die Kinder, welche schon ab dem Krippenalter in der Schule betreut werden können, waren interessiert an mir und meinen Ideen, aber vor allem daran, mir alles zu zeigen. 

Der Kontrast zu deutschen Schulen war anfangs groß, keine Fenster in den grauen Wänden, die Decke war in einigen Klassenzimmern noch nicht verkleidet und das Mobiliar zusammengewürfelt. Doch dieser Eindruck, wie anders diese Schule doch ist, wurde von den Menschen vor Ort nicht geteilt und sie zeigten mir stolz ihre wunderschöne Schule. Auch ich konnte schnell die schönen Seiten erkennen. Die grüne Natur, die die Schule umgibt, viel Platz zum Spielen, große Klassenräume für kleine Klassen und natürlich die tollen Menschen dieser Schule. 

In jeder freien Minute wird gespannt den Geschichten einer Lehrerin gelauscht

Von Anfang an wurde ich in den Schulalltag integriert und die Lehrkräfte baten mich häufig um meine Meinung oder Hilfe. 

Schnell fand ich Projekte, die ich gern ermöglichen würde, und so gründete ich eine Booster-Class für Kinder mit Lernproblemen und LRS. Auch in den Mathe- und Leseunterricht wurde ich oft eingeladen und Aunty Sophia hielt dann Stunden über das Rechnen mit Einern, Zehnern und Hundertern oder über das Zusammenschleifen von Silben. 

Jeden Tag wurde mir an der Schule eine große Dankbarkeit und Offenheit gegenüber meinen Ideen entgegengebracht, die mich sehr berührte. Selbst an den Wochenenden oder in den Ferien schrieb mir das interessierte Kollegium und fragte nach Tipps oder einfach, wie es mir ging. 


Durch die Offenheit und das Vertrauen meiner Gasteltern bekam ich alle Seiten des Leitens einer ghanaischen Schule mit. Auf der einen Seite der Stolz, einer bedürftigen Familie ein Stipendium bieten zu können, damit ihre Kinder lernen können, auf der anderen Seite beeinträchtigte die Inflation auch auf der anderen Seite meiner gewohnten Welt den Alltag. Essen für die Schule wurde teurer, Familien konnten ihre Schulgebühren und -materialien nicht mehr zahlen. Nicht nur ein Mal kamen Kinder hungrig zur Schule, was mir das Herz brach und mich dankbar für die Versorgung vor Ort machte. 

Gerade deshalb beeindruckte mich die Spendenbereitschaft von vielen verschiedenen Seiten, die der Schule immer wieder halfen, den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten und sich weiterzuentwickeln. Dies berührte nicht nur die Schulleitung, sondern die ganze Schulgemeinschaft. 

Einige Klassenzimmer konnten aufgrund von Spenden verkleidet und kindgerecht gestaltet werden

Letztendlich blicke ich auf eine sehr besondere, prägende Zeit zurück, die mich auch nach meiner Ankunft in Deutschland täglich begleitet. Ich bin dankbar, eine so tolle Schulgemeinschaft kennengelernt zu haben, die Fremde in ihrer Mitte aufnimmt, als seien sie schon immer dort gewesen. Für meine wundervolle Gastfamilie, die mich als einen Teil von ihnen vorstellt und all die Eindrücke und Erfahrungen, die mich mein Leben lang begleiten werden.

Ghana, wir haben uns definitiv nicht das letzte Mal gesehen. Danke.