Hier in Tromsø ist es wirklich wunderschön! Von überall auf der Insel ist ein atemberaubendes Bergpanorama mit Meerblick zu sehen. Gerade schneit es wieder dicke Flocken, aber das ist für die Norweger keine Entschuldigung dafür, draußen zu sein. Jeden Schultag gibt es mindestens 45 Minuten Utetide (Außenzeit) für die Kinder und bei diesem Thema gelten – abgesehen von beim Schifahren gebrochenen Beinen – keine Ausreden. Es ist besonders dann schön zu sehen, wie nah die norwegischen Lehrer ihren Schülern stehen, weil sie nämlich ganz selbstverständlich mit im Schnee spielen oder beim Schneeburgenbau helfen. Auch sonst sind die Lehrer hier Ansprechpartner, die sich immer Zeit für die Belange der Schüler nehmen, egal ob schulisch oder privat.
Ich habe allgemein den Eindruck, dass hier viel Wert auf das Miteinander gelegt wird. Sobald ein Konflikt entsteht, wird sich dafür Zeit genommen und dadurch, dass in meiner 3. Klasse mit 37 Kindern immer zwei Lehrer unterrichten, ist das auch möglich. Im normalen Unterricht ist die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt und die Lehrer halten ihre jeweilige Unterrichtseinheit sozusagen immer zwei Mal, weil dann die Gruppen getauscht werden. Das ist ein neben dem klassischen Klassenunterricht neues Unterrichtskonzept, nach dem die ganze Fagereng-Skole aufgebaut ist. Das wird auch in der Architektur der erst gut 10 Jahre alten Schule bemerkbar, denn die Klassenzimmer sind riesige, offen gestaltete Räume, die über jeweils noch einmal mindestens vier angrenzende kleinere Zimmer vefügen (u.a. Stilleraum, Leseraum etc.).
Außerdem bemüht man sich sehr darum, dass im Kollegium gute Stimmung herrscht. So gibt es jeden Freitag morgen vor dem Unterricht von 8:00-8:30 ein sehr reichhaltiges Kuchenfrühstück zum „Socialising“, bei dem man einfach nett zusammen sitzt und plaudert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Klima unter den Kollegen sehr angenehm ist.
Was mich betrifft, so werde ich morgen zum ersten Mal eine Englischstunde in einer 7. Klasse halten und dann für meine 3. Klasse ein „Socialising“-Projekt starten, nachdem es wohl schon ein paar Mal zu klasseninternen Konflikten unter den Schülern gekommen ist. Dazu habe ich mir bisher einige Spiele überlegt, bei denen die Kinder ihre Kooperationsfähigkeiten trainieren können. Das bietet sich insofern auch ganz gut an, weil mein Norwegisch noch nicht so weit ausgereift ist, dass ich schon ganze Stunden mit den Kindern gestalten kann, die zwar grundlegend Englisch verstehen, aktiv aber nur ein paar Brocken sprechen. Allerdings verstehe ich schon wesentlich mehr, als noch vor zwei Wochen.
Ich bin sehr froh, die Möglichkeit zu haben, einen Einblick in das Schulsystem hier zu bekommen – es gibt viele Ähnlichkeiten, aber auch einiges, was hier besser läuft. Ich freue mich auf die nächsten Wochen und schicke euch liebe Grüße in den Süden,
Mara