Schulfrei, obwohl keine Ferien sind? Seit fast zwei Monaten wird in den öffentlichen Schulen Perus gestreikt. In diesen Tagen soll es nun eine Einigung gegeben haben, aber ob am Montag der Alltag weiter geht, weiß noch keiner. Lehrer an öffentlichen Schulen verdienen momentan ca. 500 Euro pro Monat. Wie das im Wahlkampf so ist, wurden große Lohnsteigerungen versprochen, vor allem den Lehrern und Polizisten. Das Problem war, dass die Löhne der Polizisten sehr stark gestiegen sind, die der Lehrer blieben unverändert. Der Ärger war groß. Außerdem fühlten sich die Lehrer nicht wertgeschätzt, da die Ausbildung eines Lehrers in Peru ca. 5 Jahre dauert, die Ausbildung eines Polizisten jedoch nur knapp ein Jahr, manchmal auch nur ein halbes. Langsam verlieren leider auch die Eltern ihre Geduld. Der Streik hat weitreichende Auswirkungen. Da die meisten Eltern arbeiten müssen, wissen viele nicht, was sie mit ihren Kindern machen sollen. Auch der Tourismus leidet unter der Situation. Straßen wurden in den beliebten Regionen rund um den Machu Picchu gesperrt, so dass Touristen nicht passieren konnten oder feststeckten. Und trotzdem unterstützen viele die Proteste der Lehrer. Die meisten Peruaner sind davon überzeugt, dass Bildung für die Zukunft eines Landes entscheidend ist. Und dazu gehören auch motivierte Lehrkräfte.
Auch mich haben die Streiks direkt auf meiner Rundreise durch Peru erwischt. In Cusco fand ich es einfach nur spannend die emotionalen und leidenschaftlichen Demonstrationen zu beobachten. In Ayacucho gab es dann einen Großstreik von allen möglichen Gruppierungen (Transport, Verkäufer, Lehrer, Krankenschwestern, Ärzte…) und es wurde zu einem 24 h Streik aufgerufen. Ich dachte, es marschieren wieder ein paar Gruppen durch die Stadt, doch die Stadt war leer. Es fuhr kaum ein Auto, alle Geschäfte waren zu. Ich fand kaum einen Laden, in dem ich Wasser kaufen konnte. Abends machten ein paar Restaurants wieder auf, wahrscheinlich für die Touristen. Auch wenn zwei Monate eine lange Zeit sind und die leidtragenden die Kinder sind, so finde ich es gut, wie der Stellenwert der peruanischen Bildung mit den Streiks gehoben wird. Hoffentlich können am Montag wieder alle zurück in ihre Klassenzimmer!
Mittlerweile bin ich, nach 3 Wochen quer durch Peru reisen, in Ayacucho angekommen und werden in den nächsten Tagen darüber etwas mehr berichten.
Hasta muy pronto, Ulla