„Mari mari pichike che.“ so werden in der Escuela „Trañi-Trañi“ die Kinder begrüßt. Die Begrüßung ist auf mapudungun und bedeutet so viel wie: Buenos días niños – Guten Tag Kinder. Die Schule Trañi- Trañi ist eine kleine „Escuela intercultural bilingüe“ auf dem Land nahe Temuco, im Süden Chiles. Dort wird sowohl auf castellano als auch auf mapudungun unterrichtet -die Sprache der Mapuche. Die Mapuche sind ein indigenes Volk Südamerikas und leben vor allem in Chile und Argentinien. Viele Kinder der Schule haben Mapuchehintergrund und sprechen auch zuhause mapudungun. ImUnterricht wird unter anderem in dem Schulfach „lengua indigena“ auf Werte und Traditionen der Mapuche eingegangen. Auch eine Ruka- die Hütte der Mapuche ist in der Schule vorhanden. Typische Instrumente der Mapuche schmücken den Innenbereich, sowie Holzstühle und ein Feuer im Zentrum der Hütte. Die Ruka ist Treffpunkt für Feierlichkeiten und für den indigenen Sprachunterricht. Die Sprache der Mapuche unterscheidet sich sehr vom Spanischen. (Ich bin froh, dass ich mittlerweile zumindest eine kurze Begrüßung auswendig kann xD)
Der Schultag in Trañi- Trañi teilt sich in 4 Doppelstunden auf. Der Tag beginnt um 8.45h und endet um 16.15h. Zwischen den Doppelstunden gibt es Frühstück, Mittagessen und einen kleinen Snack für die Kinder. Montags und Dienstags helfe ich bei der Vorbereitung und Durchführung der Englischstunden in allen Klassen. Da in Südamerika aber kaum jemand Englisch spricht, haben die Kinder leider wenig Motivation die Sprache zu lernen. Spiele und Lieder sowie methodische Vielfalt sind deswegen besonders gefragt, um die Kinder zum Lernen zu animieren. An dem „English-day“, der Ende April von der Schule organisiert wird, haben alle Schüler die Gelegenheit sich mit verschiedensten Englischmaterialien und Spielen auseinanderzusetzen. Mittwoch und Donnerstag assistiere ich in unterschiedlichen Klassen und Fächern und helfe vor allem bei der Differenzierung und Individualisierung im Klassenzimmer, was unerlässlich ist, da die Schule fast ausschließlich aus Kombiklassen besteht. ( 1.+ 2. Klasse, 3.+4., 5.+6.; lediglich die 7. und 8. Klasse bilden 2 getrennte Jahrgänge). Im Geschichts- sowie Geographieunterricht habe ich bereits eigene Unterrichtsstunden zu Deutschland gehalten, an denen die SchülerInnen mit Interesse teilgenommen haben. 😊
Mittlerweile kennen mich auch schon alle Kinder und geben mir in der früh zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange. Hier gehen alle sehr herzlich und offen miteinander um.
Freitags helfe ich im Kindergarten „pewma rayen“, ebenfalls eine Einrichtung vom Projekt Fundecam und auf Mehrsprachigkeit ausgerichtet. Auch dort ist es meine Aufgabe, mit den Kindern auf spielerische Weise die englische Sprache zu erlernen. Beispielsweise habe ich mit den Kleinen ein Lied zum Thema Familie gesungen, um die Wörter father und mother zu lernen. Die Arbeit im Kindergarten ist für mich auch eine tolle neue Erfahrung.
Nun bin ich schon die 4. Woche in Temuco …wie schnell die Zeit vergeht! Meine Gastfamilie ist unglaublich nett und immer für mich da, wenn ich etwas brauche. Mein Spanisch hat sich in den Wochen auch schon sehr verbessert, da hier eig. alle sonst keine andere Sprache sprechen und ich somit gezwungen bin, mich immer auf spanisch auszudrücken 😀 Zudem lerne ich immer mehr „chilenisch“- da viele Wörter sich vom Spanischen unterscheiden und eine eigene Umgangssprache bilden. Zuhause bei der Familie gibt es immer viel leckeres und gesundes Essen! Denn meine Gasteltern Lucy und Ramon haben einen Garten, in dem sie viel Gemüse und Obst anbauen 😊 Zudem genieße ich die leckeren Paltas aus Chile! (so heißen Avocados auf chilenisch.)
Am Wochenende nutze ich die freie Zeit, um die Umgebung und das Land zu erkunden. Ich bin beispielsweise nach Valdivia gereist, eine Stadt ca. 2 Stunden von Temuco entfernt, an 3 Flüssen gelegen und vor allem bekannt aufgrund der vielen Seelöwen. Am Osterwochenende war ich mit meinen Gasteltern und einer ihrer Töchter unterwegs…erst in der Therme zum entspannen und danach noch im Nationalpark Malalcahuello in Araukanien mit einer faszinierenden Vulkanlandschaft (in der Umgebung gibt es eine Kette an noch aktiven Vulkanen). Obwohl Chile nur ein schmaler Streifen (4300 km Lang und 180 km breit) zwischen den Anden und dem Pazifik in Südamerika darstellt, bietet das Land eine unglaublich faszinierende und wohl einmalige Vielfalt unterschiedlichster Landschaften und Naturphänomenen. Innerhalb weniger Fahrtstunden kann man zwischen Strandleben am Pazifik und Skilaufen in den Anden wählen.
Insgesamt ist Chile eines der meist entwickelten Länder in Südamerika, weshalb auch viele Menschen aus den umliegenden Ländern nach Chile einwandern. Zudem fühlt man sich in Chile auch beim Reisen relativ sicher. Die Busverbindungen und Infrastruktur sind sehr gut! Und obwohl hier zurzeit Herbst ist und bald der Winter beginnt, ist das Wetter noch schön warm und sonnig 😊
Ich bin froh, diese vielen Erfahrungen in diesem schönen Land sammeln zu dürfen und freue mich auf die weiteren Wochen hier in Chile.
Hasta pronto!
Sara