Norwegen,  Oslo

Oslo erleben

Acht Wochen in Oslo sind eine lange Zeit, in der ich nicht immer in der Schule bin. Schon bevor ich also von Deutschland nach Norwegen geflogen bin, habe ich angefangen Pläne zu machen, was ich alles sehen und erleben möchte.

Insgesamt muss man sagen, dass Oslo wirklich eine Menge an Sehenswürdigkeiten, Museen und Natur zu bieten hat und einem hier nicht langweilig wird. Umso besser, dass ich acht Wochen Zeit habe…

Sightseeing

Als erstes würde ich jedem empfehlen, der nach Oslo kommt, bei der kostenlosen Stadtführung von Free Walking Tours mitzumachen. Bei dieser erhält man zumindest einen groben Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und auch schon ein paar tiefergehende Informationen über Oslo. Ich habe bei dieser Führung eine Deutsche kennengelernt, die hier gerade Urlaub gemacht hat und wir haben dann spontan den restlichen Tag zusammen die Stadt erkundet. Witzig war, dass sie auch Lehrerin ist.

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Orte, an denen man in Oslo einfach nicht vorbeikommt sind Aker Brygge und die Karl Johans Gate. Aker Brygge ist ein Bezirk und Einkaufscenter im Stadtteil Frogner im Zentrum von Oslo. Es liegt auf einem früheren Werftgelände, dass umgebaut wurde und heute ein Treffpunkt für Unterhaltung, Gastronomie und Shoppingtouren ist. Ich würde euch auf alle Fälle raten, sich ein Eis oder einen Boller zu holen und sich einfach auf den Steg zu setzen und die Sonne zu genießen. Die Karl Johans Gate ist die Haupt- und Prachtstraße Oslos, entlang derer man den Dom, das Nationaltheater, das alte Universitätsgebäude, das Grand Hotel, das Parlament (Stortinget) und am Ende das Schloss findet. Während Führungen durch das Schloss leider erst im Juni beginnen, konnte ich dem Wachwechsel vor dem Schloss zusehen, der jeden Tag um 13:30Uhr stattfindet.

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Jeden Samstag findet in der Oper eine Führung auf Deutsch statt. Das einem treibenden Eisberg nachempfundene Gebäude enthält nicht nur drei Spielflächen, sondern auch Übungsräume für Tänzer und Sänger, Werkstätten, in denen Kulissen, Requisiten und Kostüme hergestellt werden. Während der Führung durften wir in alles mal einen Blick werfen. Das Dach der Oper ist zu jeder Zeit begehbar und von dort aus kann man gut die Skulptur Hun ligger (Sie liegt) im Hafen schwimmen sehen. Am 20. Mai durfte ich dann noch einmal die Oper von innen bestaunen, da ich mir La cenerentola angesehen habe. Da die Oper für alle zugänglich sein soll, sind die Karten gar nicht mal so teuer und als Student*in bekommt man nochmal einen Rabatt ;). Wenn ihr also die Möglichkeit habt, würde ich euch auf alle Fälle empfehlen in eine Vorstellung zu gehen.

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Man sollte aber immer auch einen Blick auf VisitOslo und in den Kulturkalender werfen. So konnte ich spontan den Startern beim Asics Sentrumsløpet Road Race (17.April) und bei den Norwegian championship of road race (11. Mai)  zujubeln. Auch hat mich meine Vermieterin mit zu einem kostenlosen klassischen Konzert in der Musikhochschule mitgenommen. 

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Einer der wichtigsten Tage für die Norweger ist der 17. Mai, der Nationalfeiertag (grunnlovsdag). Meine Schüler*innen haben sich schon vor Wochen für mich gefreut, dass ich diesen Tag miterleben kann und im nachhinein kann ich nur sagen, es war beeindruckend. Viele Norweger beginnen den Tag mit einem Champagner-Frühstück. Darauf habe ich tatsächlich verzichtet und mit meiner Vermieterin um 11Uhr vor zum Schloss. Schon auf dem Weg sind wir vielen Menschen in Bunads begegnet, der traditionellen Tracht der Norweger. Besonders ist, dass es keinen Militärumzug gibt, sondern die Kinder Oslos den Umzug machen. Wir haben super Plätze in der 1. Reihe ergattern können und haben uns für mehrere Stunden einfach nur von der guten Laune und der Musik der Blaskapellen anstecken lassen. Danach sind wir weiter zur Universität und haben uns den Studentenchor angehört. Bevor wir dann noch zu Freunden von meiner Vermieterin sind, haben wir einen Zwischenstopp beim Künstlerhaus gemacht und etwas getrunken. Insgesamt war es ein wunderschöner Tag mit vielen Eindrücken.

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Museen

Woran man einfach nicht vorbeikommt, wenn man in Oslo ist, sind die vielen Museen.

  • Möchte man mehr über die Geschichte Oslos erfahren, empfehle ich das Bymuseet.
  • Das Freilichtmuseum Norsk Folkemuseum auf der Halbinsel Bygdøy zeigt unterschiedliche Gebäude, die das Leben der Menschen in Norwegen über die Jahrhunderte zeigen. Auch kann man verschiedene Ausstellungen z.B. zur Bevölkerung zwischen 1600 und 1914, Volkskunst und der Samí Kultur ansehen.
  • Ein weiteres historisches Gebäude bzw. historische Anlage Oslos ist die Akershus Festung. Ich würde mir die Führung dort sparen, aber auf alle Fälle in das Schloss gehen. Auch hier bekommt man schon Informationen über die Zeit, als Norwegen während des zweiten Weltkrieges unter deutscher Besatzung stand.
  • Möchtet ihr jedoch mehr über diese Zeit erfahren, empfehle ich das Hjemmefrontmuseum, das sich damit beschäftigt, wie es zur Besetzung gekommen ist und wie die norwegische Bevölkerung versucht hat Widerstand zu leisten.
  • Die Ausstellung des Holocaustzentrums behandelt unter anderem das Schicksal der norwegischen Juden. Ich fand es gut gemacht, dass die Ausstellung zwar auf Norwegisch war, man aber ein Tablet bekommen hat, bei dem die meisten Informationen in die eigene Sprache übersetzt wurden. Leider wurde nicht alles übersetzt, was ich ein wenig schade finde.
  • Interessiert man sich mehr für Kunst empfehle ich das Nationalmuseum – wobei man sehr viel Zeit und Muße einplanen sollte, da hier über drei Stockwerke unterschiedlichste Kunst ausgestellt ist – und das Vigelandsmuseum. Ins Munchmuseum werde ich tatsächlich erst nächste Woche mit meinen Besuchern aus Deutschland gehen, deswegen kann ich hierzu noch nichts sagen, es soll aber auch sehr gut sein.
  • Solltet ihr euch, so wie ich, für Wikinger interessieren, dann lohnt sich der Besuch des Historischen Museum, da dort mehrere Artefakte ausgestellt sind. Ansonsten würde ich mir das Museum tatsächlich sparen. Worauf ich jetzt noch gespannt bin, ist The Viking Planet, in das ich auch erst nächste Woche gehen werde.

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Parks

Braucht ihr mal eine kurze Auszeit von der Stadt, möchtet euch aber nicht in die Bahn setzen, solltet ihr den Parks in Oslo einen Besuch abstatten. Euch wird sehr schnell auffallen, dass in Oslo eine Unmenge an Statuen herumstehen. Im Vigelandspark und dem Ekebergpark wird das sogar nochmal auf die Spitze getrieben. Im Ekebergpark habe ich tatsächlich mal einen ganzen Vormittag verbracht, um mir die Statuen anzusehen. In den botanischen Garten bin ich gegangen, als gerade alles angefangen hat zu blühen, was mich direkt in eine Frühlingsstimmung versetzt hat.

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Natur/ Wandern

Ich hatte mich sehr gefreut, als ich Oslo zugeteilt wurde, weil ich sehr gerne wandere. Tja, die Wanderschuhe hätte ich mir sparen können, schlussendlich bin ich alles in Laufschuhen gegangen. Aber man muss auch dazu sagen, dass bei mir nur noch vereinzelt Schnee lag. Insgesamt würde ich statt dem Begriff Wandern also eher Naturspaziergänge verwenden. Was ich nur wärmstens empfehlen kann ist die Akerselva von Kjelsås in das Stadtinnere hinunterzugehen. Während man in diesem grünen Vorort startet gelangt man immer mehr ins Städtische und gerade Grünaløkka war an dem Tag total wuselig mit fröhlichen Menschen. Im Gegensatz dazu würde ich mir den Lysakerelven sparen, da man hier fast gar nicht am Fluss entlangwandert und es dadurch sehr eintönig wird. Statt den Vettakollen wie alle anderen Touris direkt zu begehen, bin ich vom Sognsvann gestartet und sozusagen von hinten auf den Vettakollen heruntergestiegen, dadurch war ich die meiste Zeit alleine. Generell gibt es mehrere schöne Wege rund um den Sognsvann und der Sognsvann ist selbst ein schöner See zum Sonnen und Baden. Alternativ kann ich noch den Bogstadvannet empfehlen und auch dort die Rundtour. Anstatt mit einer teuren Fjordcruise zu fahren, habe ich an einem schönen Samstag die öffentliche Fähre genommen. Mit dieser kommt man zwar nicht so weit den Fjord hinunter, man kann aber auf den Inseln vor Oslo aussteigen, was ich bei Hovedøya auch gemacht habe und diese dann mehrere Stunden einfach nur erkundet habe.

Insgesamt kann ich nur wärmstens ans Herz legen einfach mal loszugehen und sich treiben zu lassen. Die Natur in und um Oslo ist so schön, dass man sie einfach einmal gesehen haben muss.

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Bergen

Nachdem es hieß, die Zugfahrt zwischen Oslo und Bergen soll so toll sein, habe ich mich spontan dazu entschlossen ein Wochenende in Bergen zu verbringen. Gesagt getan, war alles gebucht und am ersten Maiwochenende sollte es losgehen. Leider hat mich dann am Tag davor eine Erkältung erwischt, weswegen ich meine Wanderpläne an den Nagel hängen und alles etwas langsamer angehen musste. Im Nachhinein hätte ich mir so einen Tag sparen können. Obwohl ich krank war, habe ich mich sofort in Bergen verliebt. Würde es hier nicht so oft regnen, könnte ich mir durchaus vorstellen hier zu leben. Die kleinen Gassen mit den süßen Häusern laden geradezu ein sich in ihnen zu verlaufen. Neben der ältesten und am besten erhaltenen Festung Norwegens, dem Bergenhus, fand ich vor allem Bryggen spannend zu erleben. Hier hat die Hanse für ca. 400 Jahre friedlich neben den Norwegern gelebt und gearbeitet. Den Tag habe ich auf dem Fløyen ausklingen lassen, nur leider hat sich die Sonne hinter einer Wolke versteckt, weswegen mir ein atemberaubender Sonnenuntergang leider nicht gegönnt wurde.

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Fast am Ende meiner Zeit hier in Oslo bleibt mir nur zu sagen, dass ich es vermissen werde. Sowohl in Oslo als auch in Bergen habe ich mich direkt wohl gefühlt. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich nach Norwegen komme und kann nur jedem raten diese Reise auch zu machen.