Norwegen,  Oslo

Oslo – Norwegens Hauptstadt zwischen kunterbuntem Leben und vielfältiger Natur

Velkommen til det nye skoleåret! (deutsch: Herzlich willkommen im neuen Schuljahr) Mit diesem Satz wurden die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe der Ullern videregående skole in Oslo am 20. August 2023 zu Beginn des neuen Schuljahres begrüßt. Kleiner Funfact nebenbei: Es gibt hier die Tradition, dass die neuen Schulmitglieder von der Schulgemeinschaft auf einem roten Teppich in die Schule einlaufen und dabei abgeklatscht werden.

Auch für mich war es der erste Tag meines sechswöchigen Auslandspraktikums in Oslo. Mit großer Neugier betrat ich das moderne Schulhaus und wurde auch direkt von meiner Betreuungslehrerin Hannah sehr nett und offen in Empfang genommen. Nachdem ich meine eigene Schlüsselkarte erhalten und meinen Arbeitsplatz zugewiesen bekommen habe, führte Hannah mich durch das große und verzweigte Schulhaus.

Zur Schule:

Die Ullern videregående skole ist eine weiterführende Schule im westlichen Stadtteil Ullern. Besonders hervorzuheben ist für mich die Tatsache, dass die Schule ihren Fokus auf eine wertschätzende Zusammenarbeit mit den zentralen Eckpfeilern Kooperation, Sorge und Ambitionen legt. Ein weiterer positiver Aspekt ist die enge außerschulische Zusammenarbeit mit Forschung und Industrie, weshalb Bildungsprogramme mit unterschiedlichsten Projekten ins Leben gerufen worden sind und das Lernen der Studierenden bestmöglich gefördert wird. So befindet sich im gleichen Gebäude über den Stockwerken der Schule ein Krebsforschungszentrum mit vielen Laboren. Neben einer akademischen Ausbildung werden den Schülerinnen und Schülern auch soziale Aspekte wie Fürsorge, Motivation und Ehrgeiz vermittelt. Dies kann man bereits am Logo der Schule erkennen, auf dem ein Herz abgebildet ist. Ebenso ist an dieser Schule die Digitalisierung sehr weit vorangeschritten und ermöglicht Lehrkräften mit modernster Technik zu unterrichten. Jede/r Schüler/in bekommt einen eigenen Laptop, alle Klassenräume sind mit einem Whiteboard ausgestattet und es gibt unter anderem mobile Steckdosen zum Aufladen von digitalen Endgeräten.

Was fällt mir im Vergleich zum deutschen Lehrstil ein? Ganz klar, das Unterrichten ist hier viel schülerzentrierter und es wird mehr gesprochen statt aufgeschrieben. Gruppenarbeiten und Übungen im Zweierteam werden häufiger angewandt als bei uns. Gleichzeitig haben die Schüler/innen mehr Rechte. So können sie beispielsweise gegen schlechte Noten klagen. In diesem Fall muss der Direktor ein aufwendiges Verfahren einleiten, um diesen Vorwurf zu überprüfen. Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß in den Klassen zu unterrichten, da die Jugendlichen sehr motiviert sind. Das liegt unter anderem daran, dass man einen guten Abschlussschnitt aus der vorherigen Schule braucht, um überhaupt die gymnasiale Oberstufe besuchen zu dürfen.

Zum Schulsystem:

In Norwegen gehen alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam bis zur 10. Klasse zur Schule. Nach dieser Grundschulzeit werden ab dem 8. Lernjahr die Leistungen benotet. Hier musste ich mich gedanklich erstmal umstellen, da die Zensurverteilung genau umgekehrt ist (sprich: die 6 ist die beste und die 1 ist die schlechteste Note). Die sogenannte Sekundarstufe bis zur 10. Klasse ist wichtig und entscheidet, ob man für eine weiterführende Schule, wie eben die Ullern VGS, berechtigt ist oder nicht.

Mein Alltag in Norwegen:

In Oslo lebe ich zusammen mit dem Vermieter in einem AirBnb am Alexander Kiellands Plass. Ich schätze die zentrale Lage und die gute Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zur Schule brauche ich mit dem Bus eine halbe Stunde und muss nur einmal umsteigen. Dort hospitiere ich in den Deutschstunden von meiner Betreuungslehrerin Hannah und ihrer Kollegin Hanne. Ich darf auch einige Stunden selbst übernehmen. Außerdem assistiere ich in einer Französischklasse. Der große Freiraum beim Unterrichten und die Durchführung von eigenen Unterrichtsversuchen haben mir sehr gefallen. In der großen Pause habe ich zusammen mit den anderen Kollegen im Personalraum zu Mittag gegessen.

Sehenswürdigkeiten und Must-Sees:

Wie bereits in der Überschrift angeklungen, gibt es zwei Seiten der norwegischen Hauptstadt. Neben viel Kultur und Großstadtfeeling kommt auch die Natur nicht zu kurz. So gibt es einige wichtige Sehenswürdigkeiten, die ihr in Oslo auf jeden Fall besichtigen solltet. Im Zentrum selbst habt ihr die Möglichkeit, die spektakuläre Architektur der Oper zu bestaunen. Man kann sogar auf das Dach hinaufgehen und erhält einen schönen Blick über den Fjord und die Innenstadt. Ebenfalls zu empfehlen ist die Karl Johans Gate. Wenn man hier entlang spaziert, kommt man an den Gebäuden wie der Domkirche, dem norwegischen Parlament, dem Nationaltheater und dem Schloss von Harald dem V. vorbei. Gleichzeitig kann ich hier die kleine Bäckerei W.B. Samson weiterempfehlen, in der man die leckersten Kanelboller (Zimtschnecken) kaufen kann. Außerdem sollte man unbedingt dem Hafen mit der Aker brygge sowie der Festung Akershus und dem Rathaus einen Besuch abstatten. Bei schlechtem Wetter ist es optimal, in einem der circa 50 Museen mehr über Norwegen und deren wichtigen Persönlichkeiten zu erfahren. So war ich zum Beispiel im Munchmuesum mit dem berühmten Gemälde „Der Schrei“, dem Norsk Folkemuseum und dem Frammuseum mit einer Ausstellung über die Polarexpeditionen. Was mir in meiner Zeit auch aufgefallen ist: Norweger/innen sind sehr sportlich und es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Selbst bei Regen wird hier gejoggt, gewandert oder einfach nur spazieren gegangen. Kein Wunder, denn das bietet sich bei den vielen Bergen wie dem Holmenkollen, dem Vettakollen und dem Grefsenkollen, auf denen man einen großartigen Blick auf den Oslofjord mit seinen vielen Inseln erhaschen kann, an.

Mit einer Gruppe von anderen Studierenden und Fremdsprachenassistenzlehrkräften habe ich in meiner freien Praktikumszeit einiges unternommen. So haben wir beispielsweise mit der Fähre, welche bereits im Ticket von Ruter (der App für den öffentlichen Nahverkehr) inbegriffen ist, die Inseln im Oslofjord erkundet und sind auf Hovedøya (der größten Insel) schwimmen gegangen. Auch die vielfältige Kulinarik haben wir in den Streetfoodhallen, wie der Oslo Street Food Torggata und der Barcode Streetfood, probiert. Ein absolutes Highlight war das Oslo Pix Filmfestival, welches immer Ende August stattfindet. Natürlich haben wir viele Wanderungen unternommen und haben das traditionelle Saunadorf im Hafen von Oslo besucht.

Tipps für eine Reise nach Oslo:

Um die öffentlichen Verkehrsmittel leicht nutzen zu können, lade dir die App Ruter herunter und verbinde diese mit deiner Kreditkarte. Jetzt kannst du dir ganz einfach ein Monatsticket kaufen. Vergiss deine Kreditkarte nicht, da man in Norwegen fast ausschließlich bargeldlos bezahlt.

Lebensmittel sind in Oslo sehr teuer. Hier kann ich dir die Supermärkte Rema 1000 und Kiwi sowie einen kleinen Laden im Stadtviertel Grønland für Früchte und Gemüse empfehlen. In der Backstube bekommst du günstig Brot und solltest du Drogeriesachen benötigen, dann gehe am besten zu Normal.

Wichtige und interessante Events für jeden Monat findet man auf dem Instagramprofil unlocknorway oder auf der Internetseite visitoslo.com

Oslo ist eine wunderschöne Stadt, die einem viel zu bieten hat und einem deshalb immer in sehr guter Erinnerung bleiben wird. Das Praktikum ermöglicht Lehramtsstudent/innen eine neue Perspektive auf Schule und andere Unterrichtsstile.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim BLLV bedanken, da dieses Praktikum mein Studium aus pädagogischer Sicht sehr bereichert hat. Danke auch an Hannah und ihre Kollegen/innen, dass ihr mich so nett aufgenommen habt und ich so viel von euch lernen durfte!

Takk für diese wunderschöne Zeit! Die restlichen Tage meines Norwegenaufenthaltes werde ich noch sehr genießen. Ha det bra!

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